Jülich. Mit einem exzellenten Jahresergebnis für das Jahr 2024 haben die Stadtwerke Jülich das Fundament für kommende große Investitionen gelegt. Ein Jahresüberschuss von 2,315 Millionen Euro (gegenüber 2,577 Millionen Euro in 2023) markiert das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.
Darüber informierte Stadtwerke-Geschäftsführer Ulf Kamburg gemeinsam mit den Prokuristen Dirk Sandmann (Finanzen), Dr. Uwe Macharey (Technik) und Ivan Ardines (Vertrieb und Marketing). „Es ist ein Ergebnis, auf das wir alle stolz sind. Denn wir haben hier ein engagiertes und hoch-kompetentes Team, das wiederholt Außergewöhnliches geleistet hat. Und wir haben Kunden, langjährige und neue, die uns die Treue halten“, erläutert Ulf Kamburg die Erfolgsfaktoren. Gerade vor dem Hintergrund der allgemeinen Rahmenbedingungen der letzten Jahre ist dies als besonderer Erfolg anzusehen.

Das gute Ergebnis fußt also auf solidem Wirtschaften in allen Bereichen und einem erheblichen Zugewinn an Kunden und damit auch Mengen im Gas- und Strombereich. Verglichen mit dem Jahr 2023 haben sich die Verbrauchsmengen zudem insgesamt auf einem leicht höheren Niveau bewegt. „Dies liegt unter anderem daran, dass unsere Kunden nicht mehr, wie in Zeiten der Energiekrise, gespart haben und aufgrund des niedrigeren Preisniveaus zu alten Verbrauchsgewohnheiten zurückgekehrt sind“, erklärt Ivan Ardines.
Energiemarkt beruhigt sich
Denn die gravierende Preisentwicklung aus Zeiten der Pandemie sowie der Energiepreiskrise – getrieben durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – hat sich in 2024 nicht fortgesetzt. Die Beschaffungspreise haben sich weiterhin erholt. „Das Preisniveau von vor den Krisen konnte bisher jedoch noch nicht erreicht werden. Experten zweifeln auch daran, dass ein solch niedriges Niveau je wieder erreicht wird“, so der Vertriebs- und Marketingleiter weiter.
Rückblickend bleibe festzuhalten, dass die Stadtwerke Jülich jederzeit eine adäquate Beschaffungsstrategie gewählt haben. Dennoch bleibe es eine permanente Aufgabe, die sich dauerhaft verändernde Marktlage fortwährend zu überwachen und Vorgehensweisen neu zu bewerten.
Für das laufende Jahr erwarten die Stadtwerke eine verschärfte Wettbewerbssituation. „In Zeiten der Energiekrise haben sich diverse Wettbewerber aufgrund unseriöser Praktiken aus dem Markt verabschieden müssen. Nun tauchen wieder neue Akteure auf, die ähnlich aggressiv agieren“, weiß Ivan Ardines. „Folglich ist es unsere Aufgabe, unseren Kunden faire Angebote zu machen und ihnen mit einem professionellen Service und kompetenter Beratung bei sämtlichen Themen rund um die Energieversorgung weiterhin zur Seite zu stehen. Dabei steht unser Heimatmarkt Jülich ganz klar im Fokus und hat oberste Priorität.“
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und eines damit verbundenen Umsatzrückgangs konnten die Stadtwerke den Rohertrag 2024 leicht auf 22,748 Millionen Euro (2023: 22,290 Millionen Euro) steigern. Die Bilanzsumme stieg auf 73,092 Millionen Euro (2023: 65,801 Millionen Euro) und damit um 7,291 Millionen Euro.
Kennzahlen:
Der Bruttoumsatz (inklusive Energiesteuern) betrug im Berichtsjahr 70,297 Millionen Euro (2023: 77,293 Millionen Euro) und sank um 6,996 Millionen Euro. „Dieser Rückgang ist bedingt durch die gefallenen Energiepreise“, erläutert Dirk Sandmann. „Die Beschaffungspreise sind gefallen, auch hat der Wettbewerb durch die Billiganbieter wieder zugenommen. Es ist uns aber gelungen, diesen Rückgang durch die erheblichen Mengensteigerungen bei Gas und Strom abzufedern.“ Parallel zu den Umsätzen sanken im Gleichklang auch die Materialaufwendungen auf 46,746 Millionen Euro (2023: 54,619 Millionen Euro).
Das Anlagevermögen wuchs um 523.000 Euro auf 51,751 Millionen Euro (2023: 51,229 Millionen Euro). Diese Summe wurde in die Instandhaltung des Strom- und Gasnetzes, den Glasfaserausbau sowie den Ausbau und Erhalt des Wassernetzes investiert.
Das Eigenkapital stieg auf 31,127 Millionen Euro (2023: 18,616 Millionen Euro) durch den Verkauf von Anteilen der Gesellschaft durch die Stadt Jülich an die Beteiligungsgesellschaft des Kreises Düren mbH (BTG). Diesen Verkaufserlös hat die Stadt im Unternehmen belassen, was die Eigenkapitalquote auf 42,6 Prozent (2023: 28,3 Prozent) deutlich verbesserte.
Auch die Kredit-Verbindlichkeiten wurden in erheblichem Maße um 8,573 Millionen zurückgeführt und betragen nun 18,124 Millionen Euro (2023: 26.697 Millionen Euro).
Aktuell 97 Vollzeit-Mitarbeiter (2023: 90) setzen sich engagiert für die Stadtwerke ein. Mit umfangreichen Schulungen, Weiterbildungs- und Karriereangeboten sowie marktgerechten Gehältern lohnt der Lebensversorger ihnen das.
Auf große Investitionen vorbereitet
Im Geschäftsbereich Technik kümmert sich der Energie- und Lebensversorger um Strom, Gas, Wasser, Wärme, Glasfaser, Photovoltaik, Mobilität und Energieerzeugung. Rund vier Millionen (2023: 5,608 Millionen) wurden investiert. Die Anpassung der Leitungskapazitäten für Wasser, Strom und Glasfaser stand dabei im Fokus. Denn die wachsende Zahl von PV-Anlagen und mehr macht es erforderlich, dass die Stromverteilung in beide Richtungen funktioniert. Dazu sind entsprechend anders strukturierte Kapazitäten erforderlich. Im Brainergy-Park ist daher auch eine Schaltstation errichtet worden.
Durch die eingegangene Kooperation mit NetAachen wollen die Stadtwerke ihr Ziel, ganz Jülich mit Glasfaser und dadurch mit schnellem Internet zu versorgen, deutlich schneller erreichen. Seit November übernimmt NetAachen die Versorgung der bisherigen Jülink-Kunden mit Internet-, Telefonie- und TV-Produkten, die Stadtwerke selbst konzentrieren sich auf den Ausbau des Glasfaser-Netzes. Gemeinsam akquirieren die Projektpartner seit März nun die ersten Neukunden im Gebiet Welldorf und Güsten. Die Stadtwerke Jülich planen, für den Ausbau des Glasfaser-Netzes rund 31 Millionen in den nächsten sieben Jahren zu investieren.
Durch die Einbauten von intelligenten Mess-Systemen, Smart Meter genannt, sind die Stadtwerke einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung gegangen. Diese Smart Meter werden in den nächsten Jahren bei den turnusmäßigen Wechseln der Stromzähler nach und nach bei allen Kunden eingebaut werden, und auch in der Sparte Wasser werden moderne Ultraschallzähler zum neuen Standard.
Um für den Bau des neuen Wasserwerks gerüstet zu sein, begannen in 2024 die Planungsarbeiten zur Ausschreibung. Sie soll noch in diesem Jahr starten. Dafür ist ein Investitionsvolumen von 14 Millionen Euro geplant. Ein neuer Brunnen, der ebenfalls zur Sicherung der Wasserversorgung der Jülicher Bürger dienen wird, ist in Bau.
Aktuelles
Die unplanmäßige Schließung des Hallenbades im April 2025 hat die Diskussion um den Bau eines neuen, gemeinsamen Hallen- und Freibades am Stadionweg befeuert. Gemeinsam mit den Städten Jülich und Linnich wurde eine Interimslösung gefunden, die den Jülichern das Schwimmen im Linnicher Hallenbad ermöglicht und wo Schulkindern Schwimmunterricht vermittelt werden kann.
Gleichzeitig wurde unter Hochdruck daran gearbeitet, dass die Öffnung des Freibades um einen Monat vorgezogen werden konnte. Seit dem 1. Mai ist nun Schwimmen im Freien möglich.
Um einen angestrebten Bad-Neubau zu finanzieren, wird die Stadt Jülich gemeinsam mit den Stadtwerken Bewerbungsunterlagen vorbereiten, denn die Kostentragung ist anderweitig derzeit nicht realisierbar. Ziel ist die Beteiligung an einem erwarteten Förderprogramm des Landes NRW, bei dem ausschließlich die Kommunen antragsberechtigt sind.
Ausblick 2025
Mit Blick in die Zukunft erwartet der Geschäftsführer große Herausforderungen. „Ergebnisse, wie wir sie im letzten Jahr erzielt haben, werden immer schwieriger erreicht werden können“, informiert Ulf Kamburg.
„Der Wettbewerb wird erheblich stärker werden, da die Billiganbieter wieder sehr aktiv sind. Leider haben die Menschen die durch diese Anbieter verursachten eigenen Probleme anscheinend schon vergessen“, ergänzt Ivan Ardines.
„Der Ausbau des Glasfaser-Netzes für uns sehr wichtig, da alles im Leben immer digitaler und eine immer größere werdende Rolle einnehmen wird“, erläutert Uwe Macharey.
„Sie wird ein eigenes Geschäftsfeld werden und für die Stadt Jülich und die Jülicher extrem wichtig sein. Denn sie bedeutet Daseinsvorsorge im Datenbereich“, betont Dirk Sandmann.
Dennoch – die Stadtwerke Jülich blicken zuversichtlich in die Zukunft. Der Lebensversorger steht auf einem stabilen wirtschaftlichen Fundament und ist exzellent aufgestellt für die Aufgaben, die kommen werden.